Der neue Schießstand

Um den Neubau einer neuen Schießstätte zu finanzieren, führte der Verein die "Kremser-Schützen-Lotterie" durch, bei der 100.000 Lose zu einer Krone ausgegeben wurden. 1908 wird die neue Schießstätte feierlich eröffnet; ein Jahr später ist sie "vollständig ausgebaut".

Es standen den Schützen 10 Stände für Punkt-, Kreis- und Armeescheiben zur Verfügung. Zur Erinnerung an die Eröffnung der neuen Schießstätte wurde von dem Maler Konopa eine Festscheibe mit dem Titel "Die Schützengilde verteidigt Krems gegen die Schweden" geschaffen.

Der bürgerliche Schützenverein Krems hat nichts mehr mit der Schützengilde zu tun, deren Aufgabe die Verteidigung der Stadt war. Die Nähe zur Landesverteidigung und zum Militär bleibt aber bis zum Ende des 2. Weltkrieges bestehen. Die Einrichtung einer Jungschützenschule sollte auf den Dienst in der Armee vorbereiten.

 

So heißt es im Geleit des "Vademecums für Absolventen von Jungschützenschulen":

 

Zum Geleit

 

Die Arbeit des Jungschützen ist als Schulung zur Vorbereitung für seine gesetzlich normierte Dienstzeit aufzufassen. Der junge Mann soll hiedurch an moralischer Tüchtigkeit, physischer Leistungsfähigkeit und an Geschicklichkeit in den einzelnen Lade- und Feuergriffen lernen, um sich seinerzeit, während der aktiven Dienstzeit, leichter zu arbeiten. Ein Mann der eine Jungschützenschule absolviert hat, wird die schwerste Zeit des jungen Soldaten, die Rekrutenausbildung, spielend bewältigen, da er mit der Hauptsache, dem Hantieren seiner Waffe, dem Gewehre, bereits vertraut ist.

 

Im Jahre 1921 wurden die Vereinssatzungen auf einen "modernen" Stand gebracht. Hieß es in den Satzungen vom 2. September 1862 noch im § 2:

"Als Schütze kann aufgenommen werden jeder, der das 22. Lebensjahr zurückgelegt hat, selbständig, von unbescholtenem rufe ist und nicht vom Tag- oder Wochenlohne lebt."

So konnte 1921 jeder Mitglied werden, der "unbescholten war und über eine gesicherte Lebensstellung verfügte".

Für die Zwischenkriegszeit gibt es kaum Belege über die Vereinstätigkeit. Die Presseberichte beschränken sich auf Mitteilungen über Jahreshauptversammlungen und die Ehrung verdienter Mitglieder. Belege und Dokumente des Vereins wurden in der Besatzungszeit weitgehend vernichtet.

1940 schließt sich der Schützenverein "Krems-Weinzierl" unter Übergabe seines Vermögens als "gleichwertiger Partner" dem Schützenverein Krems an.

Das Ende des 2. Weltkrieges unterbrach die traditionsreiche Geschichte unseres Vereins. Die 10 Jahre russische Besatzung setzten der Schießstätte arg zu. Die vorhandenen Schießstände wurden demontiert und verbrannt. Als Brennholz dienten auch 60 der wertvollsten Schützenscheiben. Ein Teil der Scheiben konnte gerettet werden; man übergab sie dem Museum der Stadt.

Schon ein Jahr nach dem Abzug der Besatzungsmacht war die Schießstätte wieder teilweise instandgesetzt, und schon 1957 konnte im Rahmen der Landesausstellung zu einem großen Jubiläums- und Festschießen geladen werden, an dem Schützen aus allen Bundesländern teilnahmen.